„Ich bin ein Dorfkind – und darauf bin ich stolz!“ Wer kennt nicht dieses Lied? Einmal abgesehen von der musikalischen Wertigkeit des Interpreten bzw. des Liedes: Der Text spricht mir aus der Seele und könnte aus meiner Feder stammen! Dort heißt es: „Wir sind aus gutem Holz, hier hält man zusammen, hier wird gefeiert, ohne Hektik, Landluft – was kann es Schöneres geben?“
1994 habe ich mein Heimatdorf Mühlen das erste Mal „verlassen“. Es ging in die Stadt Lohne. Meine erste eigene Wohnung! Zugegeben: Es war eher ein kleines Zimmer und die Lage direkt über der Waschküche des Krankenhauses war auch nicht ideal – aber als Zivi hat man wenig Ansprüche. Doch der Abnabelungsprozess von Zuhause hatte begonnen.
Im Jahr 1996 zog ich weiter. Die nächstgrößere Stadt rief. Das Studium in Osnabrück verschlug mich in eine Studenten-WG – mit allem, was dazugehörte (inkl. studieren). Acht Semester später begann dann mein Arbeitsleben als Unternehmensberater in Köln. Eine herrliche Zeit. Super Job und Großstadtflair mit all den Möglichkeiten und Abwechslungen. Dennoch merkte ich, dass diese ständige Hektik, die Menschenmassen, die Straßenbahnen und vor allem die gefühlt unaufhörlich schreienden Sirenen der Einsatzwagen mir kein wirkliches Gefühl von „Zuhause“ gaben. Begleitet wurde dieses Gefühl von der Frage, was wohl gerade in Mühlen los ist. Was macht die Familie? Was unternehmen die Freunde, meine Mannschaftskollegen beim Fußball? Ich musste mich entscheiden! Großstadt Köln oder beschauliches Örtchen Mühlen?!
Gemeinsam mit meiner Frau erstellte ich eine Liste. Jeweils pro und kontra für Köln bzw. Mühlen. Die Liste „pro Mühlen“ war deutlich länger als die „pro Köln“. Wir wollten ein eigenes Haus, einen Garten, eine behütete Umgebung für unsere Kinder. Wir wollten unsere Familien, unsere Freunde und unsere Vereine. Wir wollten Dorfgemeinschaft und Zusammenhalt. Wir wollten frische Luft und weniger Hektik.
Somit brach ich meine Zelte in Köln ab und kam zurück nach Hause. Ich nahm eine Anstellung als Personalberater in Bremen an und pendelte fortan jeden Tag. 2002 hatten wir das große Glück, einen traumhaften Bauplatz mit netten Nachbarn zu erwerben. Nebenbei bemerkt: Alle Nachbarn sind Mühlener Jungs, die ich schon seit meiner Kindheit kenne, die Mühlen ebenfalls zwecks Studium und Ausbildung verlassen hatten – und zurückgekehrt waren! Hier fühle ich mich Zuhause!
Ich liebe Mühlen. Ich liebe das Oldenburger Münsterland. Meine berufliche Karriere wurde dann 2009 perfekt, als ich meinen Arbeitgeber in Bremen – inzwischen als „Direktor Norddeutschland“ - verließ und mich mit der Kühling Personalberatung in Lohne selbständig gemacht habe. Auch die Kühling Personalberatung ist im Oldenburger Münsterland Zuhause. Sie stellt Kontakte zwischen der heimischen Wirtschaft und Fach- und Führungskräften her. In vielen Gesprächen mit den Unternehmern wird mir der abschließende Satz mit auf den Weg gegeben: „Herr Kühling, der neue Mitarbeiter soll aber aus der Region kommen oder hierher zurückwollen!“ Ich denke, dieser Satz sagt alles über das Selbstverständnis eines Südoldenburgers aus.
Um dem Oldenburger Münsterland eine Möglichkeit zu bieten, die Fachkräfte in der Region zu halten, zurückzuholen oder für unsere Region zu gewinnen, habe ich 2016 das regionale Stellenportal worklocal.de ins Leben gerufen. Auf dieser Online-Plattform finden die Nutzer alle wichtigen Informationen, die sie für einen Jobwechsel in unsere Region benötigen, wie zum Beispiel aktuelle Stellenangebote, Unternehmenspräsentationen, Bewerbungstipps, eine Darstellung der 23 Städte und Gemeinden oder Informationen zum Thema „Freizeit und Leben“.
Als Mitglied im Verbund Oldenburger Münsterland, in der Mittelstandsvereinigung MIT, im Verbund familienfreundlicher Unternehmen aber auch als Ratsmitglied der Gemeinde Steinfeld, als Ortsvorsteher Mühlen, Kompaniechef, Fanclubvorsitzender und (Ex-)Trainer engagiere ich mich für meine Heimat. Sie ist es Wert, gehegt und gepflegt zu werden!
Meine Tochter studiert übrigens gerade in Hamburg. Sie liebt das Großstadtflair mit all den Möglichkeiten und Abwechslungen… Mal schauen, ob sie irgendwann auch singt: „Ich bin ein Dorfkind – und darauf bin ich stolz!“
