Jens Fischer lebte in New York, Oxford, Berlin und im Taunus – und doch zog es den Vorsitzenden des Ludgerus-Werks mit seiner Familie zurück ins Oldenburger Münsterland.
Manchmal gibt es Dinge, die Kinder einfach viel besser formulieren können als Erwachsene. Deshalb möchte ich mit einem Zitat meiner Tochter Julia (12) beginnen. „Also, ich lebe so gerne in Lohne, weil meine Freundinnen ganz in der Nähe wohnen, meine Schule, die Musikschule und die Kirche gleich nebenan liegen und es überhaupt einfach toll hier ist.“
Tja, was soll ich sagen? Meine Familie fühlt sich sehr wohl hier. Zurückzukommen war die beste Entscheidung, die wir treffen konnten.
Was das Leben in der rund 26.000 Einwohner zählenden Stadt Lohne im Oldenburger Münsterland ausmacht – ich selbst musste dies nicht erst herausfinden, als ich mit meiner Familie 2007 unweit der Josefkirche begann, ein Haus zu bauen. Ich bin hier geboren und aufgewachsen. Meine drei Geschwister und ich hatten eine unbeschwerte, schöne Kindheit und Jugendzeit hier.
Nach dem Abitur jedoch zog es mich zunächst hinaus in die Welt. Zuerst zum Physik-Studium nach Münster, wo ich 1995 meine Frau Eva kennenlernte. Sie studierte damals Jura, ist in Münster geboren und in Holzwickede im Ruhrgebiet aufgewachsen. Seit 2000 - ich hatte gerade mein Diplom in der Tasche - gehen wir gemeinsame Wege. Meine Oma sagte damals immer: „Junge, fange nichts mit einer Frau an, so lange Du keinen Abschluss hast.“ Daran habe ich mich gehalten.
Nach dem Studium zogen wir nach Berlin. Ich arbeitete dort bei einem Start-up-Unternehmen, das an der automatischen Spracherkennung für die Automobilbranche forschte. Eine der führenden Unternehmensberatungen in Europa, „d-fine“ mit Sitz in Frankfurt, hat mich dann 2004 abgeworben. Und so verlagerten meine Frau und ich unseren Wohnsitz nach Eppstein im Taunus. Fortan beriet ich Banken, Fondsgesellschaften und Energieversorger. Dafür reiste ich durch Europa und bezog eine Zweitwohnung in München. Nebenher studierte ich nebenberuflich zwei Jahre lang im englischen Oxford Finanz-Mathematik. Eine spannende, aber auch intensive und trubelige Zeit.
Als unsere Tochter Julia 2006 in Wiesbaden zur Welt kam, stellte sich uns die Frage, wo wir langfristig unsere Zelte aufschlagen wollten. Die Nähe zur Familie, zu alten Freunden, gute Anschlüsse an die Bahn und Flughäfen - Aspekte wie diese spielten bei der Überlegung eine Rolle. Als ein Grundstück mitten in Lohne ausgeschrieben ist, schlugen wir zu. Die Entscheidung: eine Mischung aus Herz und Verstand, würde ich sagen.
Das Schöne ist: Lohne nimmt seine Menschen wieder auf. Ich für meinen Teil wusste, was auf mich zukommt und freute mich auf die Rückkehr.
Für Eva war der Umzug eine Umstellung. Es dauerte etwas, bis sie sich eingelebt hatte. Aber sie hat sich aktiv miteingebracht. Und über die Kinder, unsere Familie sowie die hilfsbereiten Nachbarn ging es mit der Eingewöhnung dann irgendwann wie von selbst. Während sich meine Frau um unsere drei Kinder, das Haus und ihren erkrankten Vater kümmert, der bei uns wohnt, blieb ich vorerst ein Reisender. Beruflich hatte ich ein dreiviertel Jahr lang in New York zu tun, lebte für diese Zeit im Hotel. Ich kannte gefühlt sämtliche Bürogebäude, Restaurants und Hotels der Stadt. Mehr aber auch nicht.
Diesem trubeligen Berufsleben habe ich mittlerweile den Rücken zugekehrt. Als Geschäftsführer der FIBAV Finanzdienstleistungs-Immobilienvermittlungs GmbH in Königslutter habe ich – nach einem Zwischenstopp bei der EWE in Oldenburg – 2016 eine neue berufliche Heimat gefunden, die mich ausfüllt. Beruflich bin ich somit zwar immer noch unterwegs, aber mein Lebensmittelpunkt, meine Familie und mein Herz sind in Lohne.
Und auch in meiner alten Heimat Lohne bin ich wieder angekommen. So bin ich in den Schützenverein eingetreten und agiere seit 2018 dort als Hauptmann, habe mich der Jagd verschrieben, bin Mitglied im Lohner Tennisverein, engagiere mich im Lions Club Vechta, bin ehrenamtlicher Vorsitzender der Lohner Bildungseinrichtung Ludgerus-Werk.
Lohne hat mich damals zu dem gemacht, der ich heute bin. Dafür bin ich dankbar und möchte jetzt auch ein wenig zurückgeben.
Unser privater Kalender ist ebenfalls prall gefüllt: Treffen mit den alten Freunden, Sommerfest und Spargelessen mit den Nachbarn, Meisterkonzerte am Gymnasium oder Tennisturniere der Kinder stehen da beispielsweise auf dem Programm.
Viele Menschen wissen gar nicht, wie gut es uns hier im Oldenburger Münsterland gehen kann. Wenn wir Besuch aus Unna oder anderen Regionen Deutschlands haben, dann sind alle immer sehr erstaunt, wie gepflegt und schön es hier ist und wie alle zusammenhalten.
Von Lohne in die Welt und wieder zurück - für uns eine gute Entscheidung.