Wann kummst du weer?

Ich habe es nie bereut, mich für den Landkreis Vechta entschieden zu haben.

Wann kummst du weer? Diesen Satz gab mir meine Oma während des Studiums jeden Sonntag mit auf den Weg. Immer dann, wenn ich das Haus meiner Eltern in Richtung Bremen verließ. Für sie war ich in Bremen viel zu weit weg von zu Hause.

Nachdem ich 2006 mein Abitur an der Liebfrauenschule in Vechta gemacht hatte, zog es mich zum Jurastudium nach Bremen. Bremen bedeutet für viele vielleicht nicht die große weite Welt. Für mich war es ein krasser Unterschied zu  Zuhause. Ein großer Kontrast zum Landkreis Vechta, wo man die Leute und die Umgebung in- und auswendig kennt. Eine fremde Stadt, die erste eigene Wohnung, Vorlesungen an der Universität – es kam einiges auf mich zu. Bremen war dabei keine zufällige Entscheidung. Ich hatte mich ganz bewusst für diese Stadt entschieden. Ich wollte das Stadtleben und seine Möglichkeiten kennenlernen. Aber ich wollte auch die Möglichkeit haben, mal eben in die Heimat zu fahren. Meine Familie besuchen, Freunde treffen, den Kontakt halten.

Auch wenn viele nach dem Abitur in die große weite Welt wollen, war meine innere Verbundenheit zu meiner Heimat immer da.  Sie veranlasste mich, den Weg in die nahegelegene Großstadt zu suchen. Einen Weg, auf den ich mich jedes Mal freute. Aber ich freute mich auch jedes Mal auf den Rückweg.  Die Verbundenheit mit der Familie, den Freunden, der Verwandtschaft und den Bekannten trieb mich regelrecht Woche für Woche nach Hause. Und ganz unschuldig an meiner Heimatverbundenheit sind der Stoppelmarkt und der Dammer Carneval sowie die unzähligen Schützenfeste und sonstigen Veranstaltungen in der Region bestimmt auch nicht.

Während meines Studiums entdeckte ich den plattdeutschen Theaterverein der Kolpingsfamilie Steinfeld für mich. Platt war und ist schon immer ein Teil meines Lebens. Wem sollte ich das verdanken, außer meiner Oma Leni. Sie sprach mit uns zu Hause platt. Wie es sich in Südoldenburg eben gehört. Und wie sollte es anders sein!? Für die Proben fuhr ich ein bis zwei Mal in der Woche in die Heimat.

Nach dem Ersten Staatsexamen an der Universität Bremen ging es für mich ins Referendariat. Ich machte Station beim Amtsgericht Vechta, der Justizvollzugsanstalt für Frauen in Vechta, der Staatsanwaltschaft Oldenburg und der Kanzlei Lenze & Partner in Vechta. Nach dem Zweiten Staatsexamen stand für mich dann der Entschluss fest: Ich bleibe! Ich arbeite im Landkreis Vechta. Ich gehöre nach Vechta.  Und so nahm ich 2013 meine Tätigkeit als Rechtsanwältin in der Kanzlei Lenze & Partner auf. Dabei hörte ich nie auf zu lernen und bildete mich stets fort. Ich wurde Fachanwältin für Familienrecht, zuletzt wurde ich 2019 Fachanwältin für Erbrecht.

Nicht nur, dass mir das Arbeiten hier Spaß macht. Ich merke auch, wie stark der Zusammenhalt der Menschen untereinander ist. Die Menschen sind verlässlich. Hier gilt noch das Handschlagprinzip. Und zudem ist hier unglaublich viel los. Der Landkreis ist - im Gegensatz zur häufig vertretenen Meinung - nicht das platte Land, wo es keine Möglichkeiten gibt. Welche Möglichkeiten habe ich hier denn nicht!? Es gibt ein großes kulturelles Angebot und Raum für die Familie. Ich konnte beruflich und privat durchstarten und habe meinen Weg gefunden.

Ich habe es nie bereut, mich für den Landkreis Vechta entschieden zu haben. Es war eine gute Entscheidung. Auch heute in meinem Beruf als Rechtsanwältin merke ich immer noch meine Heimatverbundenheit, allein schon dann, wenn mir ein Satz auf Platt rausrutscht, sorgt das in der Regel für ein Lächeln auf den Lippen des anderen. Wenn Oma mich jetzt fragt: „Wenn kummst du weer?“  dann sag ich ihr: „Oma, keine Sorge, ik blief hier.“

Vita

  • geb. 1986 in Lohne
  • 2006 Abitur am ULF Vechta
  • Danach Studium der Rechtswissenschaften in Bremen bis zum 1. Staatsexamen 2011
  • Ab 2011 Referendariat am OLG Oldenburg, ab da schon Wohnung in Vechta
  • 2013 2. Staatsexamen und im Anschluss Tätigkeit bei Lenze & Partner

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