Starke Bande

Bin wieder da

Schon als junges Mädchen war ich durch den Tischtennissport viel herumgekommen. Der Schritt raus aus dem kleinen Dorf Mühlen und dem Landkreis Vechta, um an der Deutschen Sporthochschule in der Großstadt Köln zu studieren und mir meinen beruflichen Traum - Sportredakteurin zu werden - zu erfüllen, fiel mir nach dem Abitur 1996 demnach nicht allzu schwer.

Der Dom, die Büdchen, der Rhein, das Kölsch, die Offenheit der Menschen, das chillige Stadt- und Studentenleben - all das war mir sehr schnell sympathisch. Und doch fuhr ich regelmäßig zu meiner Familie und den „alten“ Freunden zurück. Es fühlte sich ein wenig wie ein Gummiband an, das in der Woche nachgab und mich in die Domstadt fuhren ließ, ehe es an den Wochenenden immer wieder anspannte und ich regelrecht in die Heimat zurückflipste.

Ob Stoppelmarkt, Schützenfest, Karneval, die Kartoffelpfannkuchen mit selbstgemachtem Apfelmus meiner Mama, der runde Geburtstag einer Freundin oder der kranke Hund - Gründe gab’s genug. Und der Gedanke daran, irgendwann wieder ganz ins Oldenburger Münsterland zurückzukehren: stets präsent. Es war das Vertraute, der Zusammenhalt, die Verlässlichkeit, die an mir zogen.

Doch mein beruflicher Weg sollte mich zunächst weiter an das Rheinland binden. 2001 das Volontariat bei der Tageszeitung „Rheinische Post“ in Düsseldorf (ich wohnte derweil in Aachen und Mönchengladbach), im Anschluss die Redakteurstätigkeit bei der T-Mobile International AG in Bonn für das dortige Radsport-Team um Jan Ullrich. Ohne Frage: Eine super spannende und beruflich bereichernde Zeit - in der sich das Band zwischen der Heimat und mir tatsächlich ein klein wenig lockerte.

Aus privaten Gründen kehrte ich dem Rheinland 2006 dann den Rücken zu. Nach zehn Jahren ging es wieder in Richtung Norden - nach Hamburg. Ich mochte diese Stadt schon immer. Und hatte dort das erste Mal das Gefühl, im Notfall - also für den Fall, dass mein Mann gerne in seiner Heimat geblieben wäre - heimisch werden zu können. Doch der war nach mehreren Besuchen in #VEC längst vom Leben im Oldenburger Münsterland überzeugt.

2010 entschied ich mich zusammen mit meiner Familie schließlich dazu, nach Mühlen zurückzukehren. Für meinen Mann als damaliger Angestellter des Hamburger Sport-Vereins (er musste fortan pendeln) und für mich als freie Redakteurin (einige meiner Kunden waren nach wie vor in Hamburg) beruflich sicherlich zunächst ein Wagnis. Das wir jedoch zugunsten bezahlbarer Grundstückspreise, der Familie und des Freundeskreises um die Ecke, einer tollen Nachbarschaft, eines intakten Vereinslebens, einer Mentalität der Verlässlichkeit und Bodenständigkeit sowie einer gefühlten Entschleunigung von der Großstadt eingingen. Derweil unsere beiden Kinder so: Tür auf und raus - unbeschwert spielen, kicken, klettern, skaten.

Und auch beruflich hat sich das Wagnis gelohnt. Seit 2017 haben mein Mann und ich gemeinsam ein Büro für Nachhaltigkeitsmanagement, Marketing und Kommunikation - Themen, die in dieser wirtschaftlichen Boom-Region mit all ihren Herausforderungen und dem bevorstehenden Strukturwandel längst angekommen sind. Im Landkreis Vechta bewegt sich etwas. Daran mitzuwirken, ein Teil dieser Gemeinschaft zu sein, macht unheimlich viel Spaß.

Und das Band? Hat sich gelöst. Ich brauche es nicht mehr. Bin wieder da. Und glücklich.

Vita

  • geb. 1977 in Dinklage, aufgewachsen in Mühlen
  • verheiratet - zwei Kinder
  • 1996 Abitur am Allgemeinen Gymnasium Lohne
  • 1997-2001 Studium an der Deutschen Sporthochschule Köln (Schwerpunkt: Medien und Kommunikation)
  • 2001-2003 Volontariat bei der Tageszeitung „Rheinische Post“ in Düsseldorf
  • 2004 - 2008 Redakteurin Sportkommunikation T-Mobile International in Bonn
  • 2008 - 2016 selbstständige Redakteurin
  • 2010 Rückkehr mit der Familie aus Hamburg ins Oldenburger Münsterland
  • 2017 bis heute: Redakteurin und Geschäftsführerin „Wagner GbR - Büro für CSR, Marketing und Kommunikation“ in Mühlen
  • ehemalige Tischtennis-Bundesligaspielerin
  • TT-Jugendtrainerin bei GW Mühlen